Gerhard Schweighardt

Der Weg


Ich kann nicht mehr sehn
Trau nicht mehr meinen Augen
Kann kaum noch glauben
Gefühle haben sich gedreht
Ich bin viel zu träge um aufzugeben
Es wäre auch zu früh
Weil immer was geht

Wir waren verschworen
Wären füreinander gestorben
Haben den Regen gebogen
Der Uns Vertrauen geliehen
Wir haben versucht,
auf der Schussfahrt zu wenden
Nichts war zu spät
Aber vieles zu früh

Wir haben uns geschoben
Durch alle Gezeiten
Wir haben uns verzettelt
Uns verzweifelt geliebt
Wir haben die Wahrheit so gut es ging verlogen
Es war ein Stück vom Himmel
Dass es dich gibt

Du hast jeden Raum mit Sonne geflutet
Hast jeden Verdruss ins Gegenteil verkehrt
Nordisch nobel deine sanftmütige Güte
Dein unbändiger Stolz
Das Leben ist nicht fair

Den Film getanzt in einem silbernen Raum
Vom goldnen Balkon die Unendlichkeit bestaunt
Heillos versunken, trunken
Alles war erlaubt
Zusammen im Zeitraffer
Mittsommernachts-Traum

Du hast jeden Raum mit Sonne geflutet
Hast jeden Verdruss ins Gegenteil verkehrt
Nordisch nobel deine sanftmütige Güte
Dein unbändiger Stolz
Das Leben ist nicht fair

Dein sicherer Gang
Deine wahren Gedichte
Deine heitere Würde
Dein unerschütterliches Geschick
Du hast der Fügung deine Stirn geboten
Hast ihn nie verraten
Deinen Plan vom Glück
Deinen Plan vom Glück

Ich geh hier nicht weg
Hab meine Frist verlängert
Neue Zeitreise
Offene Welt
Habe dich sicher in meiner Seele
Ich trag dich bei mir bis der Vorhang fällt
Ich trag dich bei mir bis der Vorhang fällt

Herbert Grönemeyer

Und wenn die ganze Erde bebt

Jeden Abend denk ich beim Spazierengehen,
warum ist hier draußen kein Mensch zu sehen?
Doch die Nachbarn interessiert kein Abendstern,
alle sehen, wie ein Blick durchs Fenster zeigt, nur fern.

Ausgezählt und ausgelaugt und ausgebrannt,
Haus für Haus steht alles wortlos tief gebannt,
und beweisen die Bilder auch das Gegenteil,
in den Zimmern ist und bleibt die Welt noch heil.

Und wenn die ganze Erde bebt,
das Fernsehvolk bleibt unberührt,
weil der, der nur am Bildschirm klebt,
die Wirklichkeit nicht mehr spürt.

Jede Wohnung ist ein isolierter Raum,
und durch die vier Wände dringt kaum ein Ton.
Man sieht und sieht, und was man sah vergißt man prompt,
es wird alles aufgesehen, was auf den Bildschirm kommt.

Da ist kein Platz mehr für Liebe und Begeisterung,
da stirbt jede Diskussion bei Alt und Jung.
Das einzig Frische hier ist höchstens noch das Bier,
und die Phantasie bleibt draußen vor der Tür.

Und wenn die ganze Erde bebt,
das Fernsehvolk bleibt unberührt,
weil der, der nur am Bildschirm klebt,
die Wirklichkeit nicht mehr spürt.

Eines Abends kommt das Fernsehpublikum,
ohne daß es etwas merkt, plötzlich um,
nicht durch Langeweile oder Ungeduld,
es wird von einer fremden Macht ganz einfach eingelullt.

Durch gezielte, ständige Berieselung
mit Pessimismus schwindet schnell der letzte Schwung,
ein Schuss Rassismus, wenn der noch was übriglässt,
ein Schuss Zynismus gibt allen dann den Rest.

Und wenn die ganze Erde bebt,
das Fernsehvolk bleibt unberührt,
weil der, der nur am Bildschirm klebt,
die Wirklichkeit nicht mehr spürt.

Herman van Veen

 

Ohne dich

Ich werde in die Tannen gehen
Dahin wo ich sie zuletzt gesehen
Doch der Abend wirft ein Tuch aufs Land
Und auf die Wege hinterm Waldesrand
Und der Wald er steht so schwarz und leer
Weh mir, oh weh
Und die Vögel singen nicht mehr

Ohne dich kann ich nicht sein
Ohne dich
Mit dir bin ich auch allein
Ohne dich
Ohne dich zähl ich die Stunden ohne dich
Mit dir stehen die Sekunden
Lohnen nicht

Auf den Ästen in den Gräben
Ist es nun still und ohne Leben
Und das Atmen fällt mir ach so schwer
Weh mir, oh weh
Und die Vögel singen nicht mehr

Ohne dich kann ich nicht sein
Ohne dich
Mit dir bin ich auch allein
Ohne dich
Ohne dich zähl ich die Stunden ohne dich
Mit dir stehen die Sekunden
Lohnen nicht ohne dich

RAMMSTEIN

 

Andre, die das Land so sehr nicht liebten,


Andre, die das Land so sehr nicht liebten,
warn von Anfang an gewillt zu gehn;
ihnen - manche sind schon fort - ist besser, ich doch müßte mit dem eignen Messer meine Wurzeln aus der Erde drehn.

Keine Nacht hab ich seither geschlafen,
und es ist mir mehr als weh zumut;
viele Wochen sind seither verstrichen,
alle Kraft ist längst aus mir gewichen,
und ich fühl, daß ich daran verblut.

Und doch müßt ich mich von hinnen heben, sei's auch nur zu bleiben, was ich war. Nimmer kann ich, wo ich bin, gedeihen; draußen braucht ich wahrlich nicht zu schreien,
denn mein leises Wort war immer wahr.

Seiner wär ich wie in alten Tagen
sicher; schluchzend wider mich gewandt, hätt ich Tag und Nacht mich nur zu heißen, mich samt meinen Wurzeln auszureißen
und zu setzen in ein andres Land.
 

Theodor Kramer

 

Zeit ?
Nie Zeit-
Selten Zeit-
Gar keine Zeit-
Wer hat noch Zeit-
Wo bleibt die Zeit-
Ich nehme mir Zeit-
Ich suche Zeit-
Noch ist Zeit-
Viel Zeit-
Zeit !

FLIEG ICH DURCH DIE WELT
Alles schon gemacht - alles schon getan
Alles bis ans Ziel gebracht
Auf - und abwärts wie die Achterbahn.

Alles schon gehört - alles schon gesehn´n
Alles in der Hand gehabt, weggelegt,
Vergraben und versenkt.

Alles war auf Leerlauf eingestellt,
Dann kamst du -
Jetzt flieg ich durch die Welt.

Immer obenauf - immer mittendrin,
Immer alles mitgespielt,
Immer auf der Flucht nach nirgends hin.

Immer mit der Angst,
Dass man was versäumt,
Dass das plötzlich alles war,
Abgeräumt, verschüttet, ausgeträumt.

Manchmal spürt man wie die Zeit anhält.
Dann kamst du -
Jetzt flieg ich durch die Welt.
 

CITY

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